Feuerwehr Gresse
Zum Ende des 1. Weltkrieges gab es in Deutschland viele Pflichtfeuerwehren.
So auch eine Pflichtfeuerwehr die aus Kameraden der Orte Gresse, Nostrof und Bürgerhof bestand.
1936, nach der Gutsaufteilung in Gresse löste sich die Pflichtfeuerwehr des Gutes auf. Viele der damaligen Tagelöhner, Bauern und
Handwerker sahen die Notwendigkeit ein, ihr eigenes Hab und Gut vor der Feuergefahr organisiert zu schützen.
Die Bürger Hans Tiedemann, Johann Weinmann, Hermann Lübbert, Heinrich Dompert, Hermann Emmert, Karl Wiech, Hans Schmahlfeld,
Karl Kircher, Max Lauschuß, Hans Miller, Wilhelm Schüler, Willi Hahn, Hermann Kühner, Martin Hamdorf, Heinrich Schröder, Ernst Behm,
Christian Hornbacher und Wilhelm Behnke gründeten unter dem Vorsitz von Erich Heiser, dem Bürgermeister, die Freiwillige Feuerwehr
Gresse. Die damalige Ausbildung war neben dem oft 14 – 18 Stunden währenden Arbeitstag sehr hart. Hermann Kühner wurde
Stellvertreter des Wehrführers und Martin Hamdorf war Maschinist.
Als Löschfahrzeug stand ein 6-Sitzer Mercedes , der in Vellahn gekauft wurde und eine TS 8 vom Typ „Magirus“ zur Verfügung. Der
Mercedes hatte die Handbremse und Gangschaltung noch außen. Das bedeutete, der Fahrer Hermann Lübbert, saß außen rechts. Zu
Beginn des Krieges 1939 wurde der Wagen eingezogen.
Den ersten Einsatz hatten die Kameraden der Wehr 1937. Es brannte das Wohnhaus der Bauernstelle Voß völlig nieder. Die Scheune
konnte aber gerettet werden.
Am 26. August 1939 bekamen die meisten Kameraden den Einberufungsbefehl. Auch die Technik der Feuerwehr wurde eingezogen.
Während der Kriegszeit wurde Herman Kühner Wehrleiter, der nach Kriegsende von Wilhelm Behnke abgelöst wurde.
Durch die Kriegseinwirkung lag das Wehrleben am Boden. Die Technik und die Geräte waren entwendet wurden. Symbolisch stand nur im
Dorf das Spritzenhaus mit seinen vergitterten Fenstern, als Zeichen für das Dorfgefängnis.
Im Frühjahr 1946 ergriffen Heinrich Schröder, Martin Hamdorf und Hans Tiedemann die Initiative und bauten eine einsatzfähige Wehr auf.
Heinrich Schröder, damals Wehrleiter, und Martin Hamdrof, sein Stellvertreter, fingen mit Kameraden die noch da waren ihre Arbeit an.
Der Anfang war für die beiden nicht leicht, denn die meisten Kameraden die den Krieg mit gemacht hatten, verließen nach und nach die
Wehr. Sie waren gezwungen junge Menschen an zu werben und auch auszubilden, besonders Maschinisten und Gruppenführer. Diese
Ausbildung hat viel Zeit und Mühe gekostet, denn Ausbildung und Schulung nach oben gab es damals noch nicht.
Zum Kriegsende war auch die TS 8 verschwunden. Der Wachsamkeit des Kameraden Martin Hamdorf war es zu danken, dass die Pumpe
aus Bahlen, man pumpte damit Jauche, wieder in die Gemeinde Gresse zugeführt wurde. Die Ausbildung der Kameraden ging zügig voran
und somit war die Feuerwehr Gresse wieder einsatzbereit.
Im Sommer 1946 musste sich die Wehr bei einem Brand einer Scheune auf dem Hatzberg (Lüttenmark) bewähren. Durch die gute
Ausbildung und der Zusammenarbeit mit der Feuerwehr aus Boizenburg konnte das Wohnhaus gerettet werden.
Mitte der 50-ziger Jahre hieß es für die Feuerwehren sich nicht nur im Einsatz zu bewähren, sondern auch im Wettkampf. Die
Anforderungen bei den Wettkämpfen von damals sind mit den heutigen Wettkämpfen nicht mehr zu vergleichen. Junge sportliche
Männer wurden gebraucht. Es zeigte sich, dass die Feuerwehr Gresse eine Traditionsfeuerwehr war.
Unter dem Leitspruch: „Mut, Gewandtheit und Ausdauer sind die Eigenschaften eines Feuerwehrmannes“, wurde die Ausbildung
durchgeführt.
Mit welchem Eifer und welcher Intensität die jungen Männer, wie zum Beispiel Jacob Wiech, Hermann Emmert, Helmut Behnke und
Siegfried Hornbacher, der Ausbildung nach gingen sei in einer kleinen Anekdote an dieser Stelle genannt.
So wurde statt den Acker des Vaters zu pflügen, der Pferdewagen gekonnt in eine Senke auf dem Feld abgestellt und an der Deichsel
Stiche und Bunde geübt, ohne dass der Vater es vom Dorf aus sehen konnte.
Innerhalb der Zentralkomandostellen wurden jährlich Leistungsprüfungen der einzelnen Wehren durchgeführt. 1959 begann der
Durchbruch in der Ausbildung mit dem Ziel, das Leistungsniveau zu erhöhen.
Erstmals wurden Schnelligkeitsübungen verlangt. Als Preise für den ersten Platz bekamen die Kameraden keine Pokale so wie heute,
sondern sie gewannen Uniformen.
Leider gehörte die Feuerwehr Gresse zum damaligen Zeitpunkt noch nicht zu den Wehren, die in den oberen Rängen mitkämpften. Aber
die Gresser wussten sich zu helfen. So gingen sie Schrott sammeln und von dem Erlös konnten auch sie sich neue Sachen kaufen.
Bei den Ausscheiden im Zentralkomandobereich Boizenburg konnten gute Plätze belegt werden. Bei den Leistungsvergleichen auf
Kreisebene konnten 1958 der 13. Platz und 1959 der 15. Platz belegt werden. Diese Platzierung war auf die „treue Magirus“
zurückzuführen. Die TS, die zu diesem Zeitpunkt gleichaltrig mit den Kameraden war und Bei Hochwassereinsätzen Anfang der 50ziger
Jahre in Boizenburg eingesetzt wurde, hielt der modernen Technik und den gestiegenen Anforderungen nicht mehr stand. Aber die
Kameraden gaben nicht auf. Mit der gleichen Energie und dem gleichen Elan bereitete man sich auf die Ausscheide für das kommende Jahr
vor.
Unermüdliches Bemühen; 10 Jahre langes üben; führten 1968 schließlich zum Kreis- und Bezirkssieger in der Schnelligkeitsübung und im
Gruppenwettkampf.
Als in der DDR die Leistungsparameter herausgegeben wurden, um die Leistungs- und Einsatzbereitschaft der Wehren zu messen und zu
überprüfen, nahm Gresse 1968 den Kampf auf, um die Leistungsstufe 3 zu erringen, was auch gelang.1969 konnte schon die Leistungsstufe
2 und 1970 die Leistungsstufe 1 erreicht werden.
Zu der Zeit waren in der Wehr nicht genügend aktive Mitglieder, so musste sich die Wehrleitung etwas einfallen lassen. Die Frauen Renate
Sukrow; Irma Zimmermann und Gitta Prochnow waren die ersten Frauen in der Feuerwehr. So kam die Wehrleitung auf die Idee die Frauen
mit in die Wettkampfgruppe zu integrieren und durch weitere Kontakte noch mehr Frauen für die Feuerwehr zu gewinnen.
Auch die Frauen gingen zu Lehrgängen und so waren Leni Schröder und Roswitha Tandler Gruppenführerinnen und Hani Walter
Maschinistin.
So bildete sich neben einer Männermannschaft auch eine Frauenmannschaft, die sich mit viel Eifer auf Ausscheiden im Kreis und im Bezirk
behaupten konnte.
Angefangen haben die Ausscheide 1959 mit rein Feuerwehrtaktischen Übungen. Es ist der Feuerwehr Gresse gelungen in den geforderten
sportlichen Einzel- und Mannschaftsdisziplinen im Kreis und im Bezirk führend zu sein. Die Frauen- und Männermannschaft belegten
damals gute und sehr gute Plätze.
Der Kamerad Jürgen Bank konnte sich in den Einzeldisziplinen über Kreis-; Bezirk, bis zur Teilnahme an der DDR- Meisterschaft qualifizieren.
Er wurde 1982 DDR- Meister auf der 100m Bahn, er war 3facher Bezirksmeister mit dem Bezirksrekord von 18,6sec.
Auch der Kamerad Klaus Kühnel hatte sich kontinuierlich über sehr gute Leistungen auf Kreisebene zur Teilnahme an der
Bezirksmeisterschaft qualifizieren und 1986 die Bronzemedaille erkämpfen. Die Kameradin Uta Hahn wurde 1970 Bezirksmeisterin im
Dreikampf der Frauen.
Jeder Wehrführer arbeitet mit Herz und Seele für seine Wehr
Von 1946-1963 war Heinrich Schröder Wehrleiter. Er hat durch sein unermüdliches Wirken den Grundstein für die Erfolge der Wehr gelegt.
In einer schweren Zeit gelang es ihm, die Wehr systematisch weiterzuentwickeln. Danach übernahm Horst Zimmermann das Amt bis 1973.
Der Kamerad Zimmermann, der auch als Gruppenführer und geachteter Schiedsrichter für Leistungsvergleiche der Feuerwehr im Bezirk
gearbeitet hat, übernahm 1973, die Wirkungsbereichsleitung, zu der die Wehren Schwanheide, Lüttenmark, Greven, Granzin und Gresse
gehörten. Er stand der Wehrleitung aber weiterhin mit seinem großen fachlichen Wissen und seien Erfahrungen hilfreich zur Seite.
Am 07.10.1970 erhielt die Wehr die Medaille für Verdienste im Brandschutz und die Ehrenauszeichnung im Mach – Mit-Wettbewerb .
Im Herbst 1972 wurde mit dem Bau des neuen Gerätehauses begonnen und am 20.11.1974 konnte die Feuerwehr Gresse dann Einweihung
feiern.
Anteil an einem schönen kulturellen Leben in der Gemeinde hat auch die Feuerwehrkapelle. Auf Initiative von Heinrich Schröder
vereinigten sich die Musikanten der Wehren Gresse und Schwanheide zu einer Feuerwehrkapelle des Wirkungsbereichs, dessen Vorsitz
Heinrich Schröder inne hatte. Sie stand von 1967-1975 unter der Leitung von Ludwig Kreß. Die Kapelle bestand aus 13 Kameraden und
konnte bei den Bezirksvergleichen der Spielmannszüge und Blaskapellen sich von dem Einschätzungsprädikat „befriedigend“ bis „Sehr gut“
steigern und wurde 1972 mit dem Titel „ Hervorragendes Volkskunstkollektiv“ ausgezeichnet.
Von 1973 bis September 1974 war die Leitung der Wehr nicht voll gewährleistet.
Am 25.09.1974 übernahm Hermann Emmert die Leitung und Siegfried Hornbacher wurde sein Stellvertreter. Umsichtig und eine ständige
Weiterentwicklung der Wehr im Auge, ging Hermann Emmert ans Werk. Wehrleiter Emmert hat die Entwicklung der Wehr von frühster
Jugendzeit miterlebt und mitgestaltet. Er scheute keine Mühe, sich notwendiges Wissen durch Selbststudium und auf Schulungen
anzueignen. In seiner ruhigen und zielstrebigen Art vermittelte Hermann Emmert gutes fachliches Wissen weiter.
Am 30. April 1979 wurde der Wehr ihr neues Löschfahrzeug übergeben. Ein langer Wunsch ging in Erfüllung. Mit der neuen Technik
machten sich die Kameraden sehr schnell vertraut.
Am 07. Oktober 1979 erhielt die Feuerwehr die Berechtigung, den Titel „ Vorbildliche Feuerwehr“ zu tragen, den sie bis 1985 erfolgreich
verteidigen konnte.
Das Jahr 1985 brachte für die Feuerwehr Gresse den wohlverdienten Lohn für jahrelangen Einsatz. Für ihre qualifizierte und effektive Arbeit
bei der vorbildlichen Gewährleistung des Brandschutzes in der DDR wurden die Gresser zum 40. Jahrestag der Deutschen Volkspolizei die
Medaille „ Ehrenzeichen für hervorragende Leistung im Brandschutz“ verliehen.
Vor der Wende gab es noch eine VB- Gruppe ( Vorbeugender Brandschutz) unter der Leitung von Siegfried Hornbacher. Durch die
umsichtige Arbeit und durch die Schulungen der Kameraden der VB- Gruppe wurden die Brandschutzkontrollen in den Wohnstätten und in
Einrichtungen in hoher Qualität durchgeführt und jedes Jahr im örtlichen Rat ausgewertet.
Kurz nach der Wende wurde in der Wehr eine Reservegruppe I gegründet. Ihr gehören die Kameraden an, die nicht mehr im aktiven
Dienst arbeiten dürfen. Die Leitung dieser Gruppe hatte Horst Zimmermann bis 2010. Danach übernahm Peter Steinhusen die Leitung. Zu
ihren Aufgaben gehören nach wie vor die Vorbereitung zum Osterfeuer sowie das Zelt der Feuerwehr aufbauen. Ein Höhepunkt im
Dienstplan der Reservegruppe I ist der jährliche Wochenendausflug mit ihren Ehefrauen.
1994 begann der Umbau des Gerätehauses.
Der Kamerad Hermann Emmert leitete die Wehr bis 1994.